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Öffentlicher Arbeitstag - spannend wars

Bericht aus dem Oltner Tagblatt vom 18.08.2024.
Besten Dank für den ausführlichen Bericht zu der Arbeit und Bemühungen des Verein OeBB Historic.

Kein Museumsstück:
Eine historische Dampfl
ok soll wieder fahren können

Der Verein OeBB Historic hat zu einem öffentlichen Arbeitstag in Balsthal eingeladen. Ein Besuch zeigt, wie die Restaurierung einer über 100-jährigen Dampflok abläuft und was die alten Maschinen so faszinierend macht.

Beinahe lautlos rollen heutzutage die elektrischen Triebwagen der Oensingen-Balsthal-Bahn durch die Klus. Die Zeit, in der Heizer im Führerstand schnaubender Dampflokomotiven Kohle unter den Kessel schaufelten, ist längst vorbei. Könnte man meinen: An einem Samstagvormittag fährt die S22 in den Bahnhof Balsthal ein. Ein kleiner Fahrgast schaut aus dem Fenster. «Papi, lueg!», sagt er auf einmal. «Sind das echte Dampfloks? Fahren die immer noch?»

Der Verein OeBB Historic hat die Lokomotiven für einen öffentlichen Arbeitstag auf das Abstellgleis neben dem Postilliongässli gebracht. «Wir möchten den Leuten einen Einblick in die historische Technologie und unsere Arbeit geben und sie möglicherweise für unseren Verein
begeistern», sagt Markus Schindelholz von OeBB Historic. «Uns ist es dabei wichtig, dass sie nicht nur zuschauen, sondern auch mitmachen dürfen.»

Das «Projekt 8500» im Zentrum

Die erwachsenen Besucherinnen und Besucher scheinen sich mit dem Bestaunen der alten Maschinen zu begnügen. Einige Kinder und Jugendliche gehen den Vereinsmitgliedern jedoch tatkräftig zur Hand. Gearbeitet wird heute am «Projekt 8500», wie es der Verein nennt.

Dabei geht es um die Lok, die an zweiter Stelle in der Kolonne steht. 1907 wurde sie in Winterthur gebaut und war 55 Jahre als Rangierlok der SBB im Einsatz. Die E 3/3 8500 (daher der Projektname) wurde 1962 von den SBB ausgemustert. Unter dem Namen Werklokomotive 6 verrichtete sie ihren Dienst für weitere zehn Jahre bei dem Eisenwerk von Moos im luzernischen Emmenbrücke. Strom und Diesel ersetzten den Dampf jedoch allmählich auch in der Industrie. So wurde die Rangierlok 1972 endgültig zur ausrangierten Lok.

«Das Ziel des Projekts 8500 ist es, die Lok komplett zu restaurieren», sagt Markus Schindelholz. «Sie soll kein Ausstellungsstück fürs Museum sein, sondern eine funktionierende, fahrtüchtige Maschine.» Es scheint ein ambitioniertes Ziel zu sein: Es sind wohl weniger die 65 Arbeitsjahre, sondern die Zeit danach, als die Lok auf diversen Industriearealen abgestellt war, die ihre Spuren hinterlassen haben. Der Schein trüge jedoch, sagt Markus Schindelholz: «Die meisten Schäden sind oberflächlich.» Die Führerkabine sei zwar an einigen Stellen durchgerostet, der Dampfkessel befinde sich jedoch in gutem Zustand.

Dennoch muss einiges ersetzt werden. Dampflok-Einzelteile sind freilich keine leicht erhältliche Ware von der Stange. Geflext, geschraubt und gehämmert wird deshalb vor allem an den Loks, die neben der 8500 stehen. Die nötigen Teile, ob Getriebestangen, Armaturen oder Räder, werden von diesen Spender-Loks demontiert und später in die 8500 eingebaut.

Serafin Lehmann ist inzwischen 33 Jahre alt und gehört im Verein aber immer noch zu den Jüngsten. «Ich finde es toll, wie die Kinder mithelfen und auch junge Leute interessiert sind.» Der Mangel an neuen Vereinsmitgliedern bereitet ihm dennoch Sorgen. «Es ist ein schönes Hobby, auch – oder besonders – für Leute, die keinen beruflichen Bezug zu dieser Materie haben», sagt der gelernte Maurer.

Möglicherweise ist es ein Hobby, von dem nur wenige wissen. Die Begeisterung für die schnaufenden, keuchenden Maschinen von damals scheint jedenfalls nicht verloren zu gehen. Als sich die S22 am Bahnhof Balsthal auf den Weg zurück nach Oensingen macht, fährt sie an den Abstellgleisen neben dem Postilliongässli vorbei. «Siehst du dort, die Dampfloks?», fragt eine Mutter ihr Kind. «Au ja!», ruft es, «die sehen ja mega cool aus!»